Liebe Wanderfreunde,
zu der in diesem Jahr durchgeführten Wanderung auf dem Rennsteig und im Thüringer Wald
gilt es nun, da sich die ersten Eindrücke und Erinnerungen gesetzt haben, ein paar abschliessende Bemerkungen zu formulieren.
Zum Programmverlauf sei kurz zusammenfassend gesagt, dass wir auf dem Weg nach Schleusingen
( dort wurden wir in der ersten und der letzten Nacht beherbergt ) einen kurzen Stop in Esenach einlegten
um dort die Wartburg zu besichtigen. Bei einer Burgführung durch eine ebenso lach -und sach- wie
ortskundige Eingeborene wurde dem kulturellen Wissenshunger unserer Wandergruppe hier bereits
der erste "Happen" serviert.
Aber auch die kulinarischen Genüsse der Region wurden hier in Form einer ersten Thüringer Bratwurst
(im folgenden kurz TB genannt) durch Wanderkamerad Michael im Selbstversuch getestet, nachdem
wir uns bereits am späten Vormittag in einem landestypischen Restaurant namens "MCDonalds" ge-
stärkt hatten.
Auf dem Weg nach Schleusingen hatten wir am Nachmittag noch zwei kurze Stops in Oberhof und
Schmiedefeld eingelegt um in den dortigen Pensionen jeweils ein Daypack zu hinterlegen.
Nach unserer Ankunft im Hause "Ratsstube" (hier gefiel besonders das Lions Club Schild an der
Eingangstür) , wo wir von einer freudig bimmelnden Alarmanlage begrüsst wurden, erkundigten
wir uns alsbald nach einer Fernseh-Gelegenheit für das Champions-League-Finale und bekamen die
Auskunft, dass es wohl im ganzen Ort keine Kneipe gäbe in der wir unseren "Fusbal"-Gelüsten
hätten frönen können. Auch der ortsansässige Italiener sei, so hiess es weiter, wohl nicht das was
er zu sein vorgäbe.
Als wenig brauchbarer "Geheimtip" erwies sich - wie sich einen Tag später herausstellen sollte -
das Blockhaus, "etwa 2 bis 1 Stunde" Fussmarsch entfernt mitten im Wald gelegen .
Wir entschlossen uns nun denn, uns selbst nach einer Gastschänke umzutun und wurden schliesslich
(nach langem Suchen) in der nächsten Strasse fündig, um dort bei gutem Essen und Getränken Zeugen
des legendären 1:2 -Teilerfolges des FC Bayern gegen Manchester zu werden.
Der erste Wandertag begann mit einem kräftigen Rührei-Frühstück und einer ausreichenden Kaffee-
Versorgung für unterwegs. Man teilte uns noch freundlicherweise mit, dass wir die Zimmer 3 Tage
später genauso vorfinden sollten wie wir sie verlassen hätten und los ging es.
Der Weg führte vom Bahnhof Schleusingen Ost bis nach Breitenbach. Dort gönnten wir uns in
Gesellschaft eines nach dort ausgewanderten Alt-Ulmers und seiner sabbernden Hunde eine kurze
Pilspause. Von hier aus machten wir uns auf den Weg zur Erletalsperre, vorbei an den Stelzwiesen ,
die man wohl als "blühende Landschaften" entlang eines Bachlaufes bezeichnen kann.
Vom Trinkwasserreservoir der Talsperre führte unser Weg nun stetig bergauf an den roten Klippen
Vorbei bis zum Gipfel des Adlersberges mit Aussichtsturm in 850 Meter Höhe. Nicht umsonst
hatte es in der Wegbeschreibung geheissen "...anspruchsvoller Weg , erfordert Ausdauer und Glück...".
Nach einer angemessenen Rast auf dem Adlersberg, wo die Bratwurst- Radler- und Weizen-Akkus
wieder aufgeladen werden konnten, begann der beruhigende Abstieg in Richtung Vessertal, vorbei
am Stutenhof und mit kurzer Besichtigung zweier Soldatengräber. Wir erreichten den Forellenhof
in den örtchen Vesser. Dem dortigen Wirt mussten wir angesichts der noch ausstehenden Weg-
strecke bis Schmiedefeld schweren Herzens die Einladung zu einer auf frisch angefachter Holz-
kohle gegrillten TB abschlagen und zogen weiter durch das Biosphärenreservat bis wir den Wald-
Trimm-Natur-Lehrpfad und auch Skilift von Schmiedefeld erreichten.
Hier ereilte mich eine Art Hungerast und wir warfen einen Blick auf den Schrittzähler , den
Wanderkamerad Michael den ganzen Tag mit sich getragen hatte. Dort standen 36 Kilometer zu
Buche, was uns in den nächsten Tagen veranlasste den Schrittzähler nicht der Person mit dem
kleinsten Schrittmass zu geben sondern aus psychologisch motivationstechnischen Gründen ganz
darauf zu verzichten.
Nach wenigen weiteren Schritten kamen wir an der "Kleinen blauen Maus" um dort den Tag
gemütlich ausklingen zu lassen. Irgendjemand in der Runde bemerkte noch, dass wir ziemlich
fertig waren, aber wir gaben es nicht zu.
Am zweiten Wandertag erreichten wir nach wenigen hundert Metern den Rennsteig-Wanderweg,
von dem selbst Willi Brandt einmal gesagt haben soll "..den kennī ich nicht. Wo soll der sein?.."
Wir folgten dem Verlauf des Weges und erreichten nun die "alte Tränke". Hier verweilten wir einen
kurzen Moment und stärkten uns mit frischem Quellwasser.
Von hier aus ging es auf dem Rennsteig weiter über gut ausgetretene Waldpfade bis zum Mordfleck
und weiter bis nach Schmücke , wo die nächste TB auf uns wartete. Wir passierten die Suhler
Hütte und erreichten auf dem gut besuchten Wanderweg die Plattform "Plänckners Aussicht" mit
schönem Blick auf Suhl.
Als nächstes Ziel galt es, die Sattelbachhütte zu erreichen wo schon so mancher seine Skier an
den Nagel oder besser gesagt an den Zaun gehängt hatte. Wir verbrachten bei frischem Hefe-
weizen einige Zeit damit , uns mit Anekdoten des Thüringer Volkshelden Joel und dessen Erleb-
nissen mit "luftbereiften Weibern" zu erheitern.
Wanderkamerad Markus hatte seine Heuschnupfen-Probleme im Griff und seinen Radler-Rhythmus
Gefunden und wir beschlossen , am nächsten Tag von Oberhof nach Illmenau zu wandern. Dort
so hiess es, sollte uns Dagmar Schipanski gegen Nachmittag zu Kaffe und Kuchen erwarten.
Noch am selben Abend machten wir uns mit dem Ortskern von Oberhof vertraut. Wanderkamerad
Michael fand hier eine neue Kassette für seine Video-Kamera und Markus und ich konnten
uns ausreichend mit Vorräten an Trauben - "Zückerchen" und Brillenputztüchern eindecken.
Zum Abendessen fanden wir uns in einem schönen Gasthaus . Wir labten uns an einer warmen
Mahlzeit und auch an einer Stutenmilch , welche den anschliessenden Meinungsaustausch merklich
belebte.
Der letzte Wandertag begann erneut mit einem kräftigen Frühstück im Haus Wiederkehr. Wir
lernten ein Paar kennen das nach eigener Aussage nur zum "Schnüffeln" in den Thüringer Wald
gekommen war.
An der uns schon bekannten Sattelbachhütte vorbei ging es durch ein Waldstück mit einem
hoch oberhalb des Tales gelegenen Wanderweg. Hier gab es neben der Aussicht auf die Eisenbahn,
die sich stampfend und schnaubend durch das Tal schob, auch einen Berg der unsere Echos zurück-
warf.
Plötzlich hielten wir inne um das Wild zu beobachten, welches unseren Weg kreuzte.
Nach erneutem Ab- und Aufstieg erreichten wir Gehlberg, ein beschauliches örtchen zu Schultern
des Schneekopfes. Wir fanden eine Gastwirtschaft vor in der an diesem Tag ein "Schnitzeltag"
ausgeschrieben war, auf den wir aber leider verzichten mussten um unseren Termin bei Oma
Schimpanski einzuhalten.
Getreu unserer Premisse " Der Weg ist das Ziel" fragten wir schon mal die Einheimischen nach
dem Weg nach Manebach und wanderten weiter. Von Gehlberg ging es ein Stück weit hinunter
und schliesslich -was uns sehr beruhigte - auch wieder bergauf. Es folgte nun ein Anstieg von
dem ich einen Wanderfreund später sagen hörte , er sei hart , aber fair und so tauften wir den
Weg kurzerhand den "Kiki- Schimpanski- Pfad".
Oben angekommen erreichten wir nach kurzer Zeit den Mönchshof. Dort gab es unter anderem
eine -wie ich fand- exzellente TB. Wir wussten diesen Ort der Erholung wohl zu schätzen und
nach einer angemessenen Pause erreichten wir nach etwa einer 3/4 Stunde Manebachs Bahnhof.
Wir berieten kurz ob es denn zeitlich noch bis Ilmenau reichen würde und ehe wir uns versahen
waren wir schon in Ilmenau angekommen.
Erwartungsvoll schlenderten wir durch die Gassen aber von Oma Schimpanski war leider weit und
breit nichts zu sehen, so dass wir schliesslich bei einem Eisdealer einkehrten.
Mit Genugtuung über das Erreichte fuhren wir vom Bahnhof Ilmenau -dort war gerade eine
Oldtimer -Ralley im Gange - zurück nach Schleusingen.
Hier kam es dann zur Abschlussbesprechung:
Wir bedankten uns bei Wanderkamerad Markus für die perfekte Planung die so wenig zu wünschen
übrig liess, dass er- vermutlich aus reiner Bescheidenheit - ab und zu selbst Kritik eingestreut hatte.
Als Termin für die Wanderung 2000 wurde vorsorglich die letzte Maiwoche ins Auge gefasst.
Die Rückmeldung zur Teilnahme sollte bis Ende August( spätestens jedoch Mitte September ) erfolgen.
Als Ziel der Wanderung 2000 wurden neben dem Weg an sich auch der Harz und der Schwarzwald
vorgeschlagen. Die Planung wurde einstimmig Wanderkamerad Wolfgang anvertraut, wobei sich Wander-
freund Markus aufgrund des diesjährigen Erfolges als gleichberechtigte und gleichverpflichtete
helfende Hand anbot.
Nach dieser kurzen Zusammenfassung möchte ich nochmals zum Ausdruck bringen, dass die
mittlerweile zur alljährlichen festen Einrichtung gewordenen Wandertage der Gruppe Pils und Pättges
wieder einmal den Ansprüchen unserer Bad Sodener Beschlüsse von 1997 ("Einmal im Jahr mit guten
Freunden sich treffen und Deutschland sehen und durchlaufen") gerecht geworden sind und ich diese
In Zukunft nicht missen möchte.
Der Weg ist das
Ziel - Gehen wir īs an !