Die Schönwetter-Tour Ende Mai 2008!
Nachdem es in der Vorwoche im Nationalpark Bayerischer Wald noch gefroren hatte, war das Glück diesmal auf unserer Seite. Pünktlich zum Sonntag ging es mit dem Wetter steil bergauf, so dass bereits bei unserer ersten Station nahe Regensburg nach Besichtigung der Walhalla (siehe: http://www.walhalla-regensburg.de ) an der Donau in den ersten Biergarten vor Ort einkehren konnten! Nach einem - oder waren es schon zwei halben Litern bayerischen leckeren Bieres (natürlich nur die Beifahrer- der Fahrer trank ein gepflegtes Labertaler Wasser) ging es dann weiter mit dem PKW nach Grafenau, einschliesslich Jürgen, der ja mit dem Zug bis zur Walhalla gefahren war. Dort bot uns die nette Dame von der Pension "Passauer Hof" ohne Umschweife an, unseren PKW in ihrem Hof zu parken, so dass wir uns um das Fahrzeug keine Sorgen zu machen brauchten. Unser Tagesziel hatten wir jedoch noch nicht erreicht. Mit dem Zug ging es noch rd. 1 Stunde weiter bis nach Bayerisch Eisenstein an der Grenze zu Tschechien. Die lange Zugfahrt deutete auf einen sehr langen Weg hin, was den einen oder anderen Wanderkameraden etwas zu beunruhigen schien.
Die Unterkunft am Ortsrand war einwandfrei und wir gönnten uns ein ausgezeichnetes Menu im Restaurant Pöschl und staunten über die günstigen Preise und die lange Karte! Auf Empfehlung des tschechischen Kellners sind wir dann zu später Stunde noch rüber nach Celezny Ruda und dort in eine kleine Kneipek eingekehrt. Da es schon Dunkel war haben wir ein Taxi für sage und schreibe 3,00 EUR bis zur Kneipe genommen. Dort gab es dann leckeres Pilsener Urquell vom Fass. Den Kicker konnten wir auch nicht stehen lassen und anschliessend wurde noch die Pfeile ins Darts-Brett genagelt. Nach einigen von diesen leckeren Pilsenern, haben wir dann wieder das Taxi bestellt. Doch das war gar nicht nötig, der Inhaber der Kneipe hat uns dann persönlich zurück nach Bayerisch Eisenstein gefahren, er hat noch nicht einmal ein Trinkgeld akzeptiert - er muss wohl mit unserem Konsum bereits gut zufrieden gewesen sein. Das Bier ist dort nach wie vor sehr günstig. Ich denke, es waren ca. 1 EUR für einen halben Liter Bier.
Am nächsten Morgen ging es dann endlich auf die Piste. Nach Auskunft unseres Gastgebers- ihm gehörte auch ein angrenzendes Sportgeschäft- fanden wir schnell den Einstieg und entschlossen uns bei strahlendem Sonnenschein für einen Extra-Schlenker über Regenhütte und Schwell(körper)häusl in Richtung Grossen Falkenstein. Der erste Teil des Weges war noch nicht mit den erhofften kleinen Pättkes versehen, so dass wir auch am Grossen Arbersee nach einem Blick auf den dortigen Tourismus schnell weiter wanderten, vorbei an einem Campingplatz - die erste Holländerin kam uns schon entgegen- bis wir endlich in den eigentlichen Nationalpark gelangten.
Sofort gefiel uns der Weg wesentlich besser und die Laune stieg wie auch der Grad der Steigung. Nach dem ersten Ur-Wald-Lehrpfad , etwa ab Zwieseler Waldhaus ging es dann nur noch bergauf über teilweise bereits ausgetrocknete steile Bachläufe bis zum Schutzhaus Grosser Falkenstein welches eben auf diesem Gipfel lag. Vom Gipfel aus erschloss sich uns ein wunderbarer Ausblick auf umliegenden Berge. Der dortige Hüttenwirt Jürgen hatte seine erste Saion vor sich und hatte sich mit der Anmietung der Hütte einen Lebenstraum erfüllt. Nach einem gesundem, doch eher trockenen Essen hatten wir entsprechend grossen Durst, so dass wir nach der Dusche reichlich Bier genossen. Die Stimmung im Saal stieg stündlich, auch Dank zweier Wanderführer aus dem Fichtelgebirge, die im Saal die Frage stellten: "Wer hier weiss, was Morphologie ist?" Die Antwortmöglichkeiten waren Dank der gestiegen Stimmung reich gesäht, u.a. kam der Vorschlag "Totenheilkunde" und viele andere mehr, doch sicher war sich niemand. Da es an dieser Stelle nicht weiter ging, es war ca. 22:00 Uhr, haben wir dann den Telefonjoker gezogen und unseren zu Hause gebliebenen Wanderfreund Lindi angerufen. Anscheinend hatte er schon mit unserem Anruf gerechnet und suchte uns binnen Sekunden die wahre Lösung heraus. Morphologie ist als die Lehre der Formen, gebräuchlich in in der Biologie als auch in der Geologie. Der Saal tobte nach dieser schnellen Entscheidung - ein Dank noch mal an unseren Telefonjoker Lindi, der unserer Wandergruppe diesen Applaus möglich gemacht hat. Die fleissige Kellnerin brachte uns dann nach Rücksprache mit dem Hüttenwirt so gegen 22.20 Uhr ein letztes Bier und der Saal leerte sich. Nicht vergessen wollen wir an dieser Stelle unseren Ranger, der allerdings nur so aussah und in Wirklich der Hüttenwirt vom Scheuereck war. Schliesslich waren nur noch der Ranger, der Hüttenwirt Jürgen, Wolle und Mikel am Tisch. Aus Dankbarkeit für unsere konstruktive Kritik gab der Hüttenwirt noch ein paar Bierchen aus, so dass letztlich Wolle und ich gegen 1:30 Uhr auch nochmal zum Schluss kamen.
Am nächsten Morgen ging es dann um kurz nach acht weiter auf dem Goldsteig, denn wir hatten unseren längsten Wandertag vor uns - vom Grossen Falkenstein bis zum Grossen Rachel, geplante Gehzeit etwa 9 1/2 Stunden. Der Weg war wunderbar und trotz der Wärme boten uns die vielen Wälder Schatten. (Kleiner Trick aus dem Wandernähkästchen: Schnelleres Gehen erzeugt kühlenden Fahrtwind !) Unsere Trinkflaschen konnten wir mehrfach auffüllen, da immer wieder Rinnsale mit Trinkwasserqualität den Berg runter liefen. Ein grosser Vorteil! Gegen Mittag jedoch der erste Dämpfer. Ein uns entgegenkommender Wanderer riet uns dringend davon ab, bis zum Waldschmidthaus auf dem Grossen Rachel zu gehen - das wäre viel zu weit. Er würde uns eine übernachtung Nähe der verloren Schachten empfehlen. Die übernachtung könnte er leicht organisieren, den Schlüssel hätte er sogar bei. Wir liessen uns jedoch nicht abschrecken und wanderten den schönen Goldsteig weiter. Ein paar Stunden später trafen wir auf eine weitere Wanderin, die es sich in einer kleinen Viehütte gemütlich gemacht hatte. Angeblich sei sie schon seit 6 Wochen mit einem weiteren schwererziehbaren Mädel unterwegs, sie sei erkältet und würde daher einen Tag pausieren. Die schwer erziehbare dagegen müsste aus einer nahegelegenen bewirtschafteten Hütte Toilettenpapier besorgen, da sie es vorher vergessen hatte zu organisieren. Das Ganze wäre im übrigen ein Projekt, das sie während ihres Studiums durchziehen würde. Wir machten eine kurze Rast, Wolle pflegte seine ersten Blasen, und gingen dann trotz ihres Angebotes noch für uns zu kochen weiter, denn wir hatten ja noch einen anspruchsvollen Weg vor uns. übrigens riet sie uns ebenfalls davon ab, noch so...weit zu gehen, allerdings würde es ja erst spät dunkel werden! Doch aus diesmal liessen wir uns nicht abschrecken und zogen bei bester Stimmung weiter. Später haben wir dann spekuliert, ob nicht vielleicht sie die schwer erziehbare sein und sich der anderen irgendwo schon entledigt hätte, ja,ja, die Fantasie kennt keine Grenzen! Auf unserem weiteren Weg kamen wir über Holz-Stege durch das Moor, aber auch durch tote Wälder (ein gruseliger Anblick), hier hatte der Borkenkäfer aber auch der Kyrill zugeschlagen. Die Verantwortlichen des Bayerischen Waldes haben sich übrigens entschieden, den Wald sich selbst zu überlassen und nicht künstlich aufzuforsten. Insofern gab es immer wieder Wege, die sich Urwaldweg nannten, nur die Wanderwege waren freigeräumt worden, so erfolgten keine Eingriffe in die Natur! Das letzte Stück hoch zum Waldschmidthaus knapp unterhalb des Gipfels "Grosser Rachel" hatte es noch einmal in sich. Doch wir lagen gut in der Zeit und kamen gegen 18:10 Uhr am Waldschmidthaus an. Dort empfing uns Kurt per Handschlag und serviert und direkt das erste verdient Bier draussen vor seiner Hütte. Anschliessend erhielten wir eine kleine Führung von seiner Frau Carolin. Die Hütte ist absolut empfehlenswert, muss aber vorher auf jeden Fall reserviert werden, da es sich um eine private Hütte handelt. Wir bekamen direkt um 18:30 Uhr ein 3-Gänge-Menu vom Feinsten serviert. Neben uns war die gleiche Strecke noch ein "Geschwister-Paar" - oder waren die doch verheiratet?- gelaufen, die gegen 18:40 Uhr eintrafen. Bis rd. 22:00 Uhr konnten wir noch den kleinen Biergarten vor der Hütte geniessen. Die Stimmung war wieder hervorragend, da sich der Hüttenwirt Kurt ebenfalls sehr gesellig zeigte. Als sich das an der Pflanzenwelt stark interessierte Geschwisterpaar dann pünktlich um 22:00 Uhr nach einem lang diskutieren Weizenbier mit Alkohol zur Bettruhe verabschiedete, stieg die Stimmung noch ein wenig an, Jürgen bat die beiden noch, nicht die Nachtruhe zu stören. Bei Wolle und mir und dem Hüttenwirt ist es dann irgendwie wieder etwas später geworden -- aber wer kann sich schon beschweren, wenn der Hüttenwirt dabei ist! Zwischendurch kam dann der Begriff "alkoholisierte Trümmertruppe" auf, was soll das denn?
Dann lag auch schon der letzte Wandertag vor uns. Nach der Verabschiedung vom Kurti der uns noch von weitem zuwinkte zum Grossen Rachel ging weiter über den oberen Goldsteig zum Lusen. Der Weg führte zunächst ein Stück abwärts durch vom Borkenkäfer stark reduzierten Waldbestand bis zur Rachelkapelle oberhalb des Rachelsees, eine schöne Station für eine erste Pause. Dort unten angekommen entschieden wir uns gegen eine Rast in der Racheldiensthütte und für einen weiteren 3stündigen Marsch Richtung Lusen. An diesem Tag kam es dann auch endlich zu der geplanten Verpflegungsaufnahme der mitgeführten Ravioli die wir mit uns führten und die wir, nach wir sie endlich geöffnet hatten, mit Hilfe eines Esbitkochers erhitzten. Nicht zuletzt dank der speziellen Würzmischung unsers Feldkoches Wolle führte das zu einer willkommenen Bereicherung unseres Speiseplanes für die wir unterwegs so viele Entbehrungen - inklusive einer Diskussion über dehydrierte Wandernahrung- auf uns genommen hatten. Diese Strecke ist ebenfalls toll zu laufen und hat alpinen Charakter. Natürlich lag die angestrebte Hütte wieder auf dem Gipfel des Lusen, doch der Weg lohnt sich! Hier haben wir uns erstmal eine Leberknödelsuppe gegönnt und wie üblich 1 bis zwei Radler. Hier kann man übrigens auch übernachten, allerdings keine Duschen vorhanden, aber die Hütte wirkt sehr urig! Wie immer schien die Sonne kräftig, so dass unsere Funktionswanderhemden, die interessanterweise diesmal alle trugen, schnell wieder trockneten. Mit der in die Jahre gekommenen Hüttenwirtin wurde noch etwas geflachst und dann ging es den Lusen runter und siehe da, wir erreichten um Punkt 17:00 Uhr den Parkplatz mit dem gewünschten Bus nach Grafenau. Manchmal läufts halt wie geschmiert! Der Bus hielt in Grafenau ganz in der Nähe unsere Pension, so dass wir im Biergarten vor der Pension direkt noch einkehren konnten. Die anschliessende Brotzeit war lecker, so dass wir ganz entspannt unser Schluss-Resumee halten konnten. Alles in Allem eine sehr empfehlenswerte Tour mit bester Stimmung und einer durchaus anspruchsvollen Streckenführung, die sowohl Mittelgebirgs- als auch Alpinwanderern gerecht wird!
Viele Grüsse vom Orga-Team Jürgen und Mikel